Mehr oder weniger Willkommen

Zustimmung und Skepsis: Während Doro (Christina Neubacher), Anna (Larissa Löber), Benny (Rainer Lenzing) und Jonas (Gerald Walter) Achmed (links, Torsten Neubacher) gerne in der WG hätte, sieht Sophie (2. von rechts, Petra Krüger) die Sache anders. 
 

Neues Theaterstück der Bühne begeisterte – Premiere vor ausverkauftem Haus

Die Theatergruppe „Die Bühne“ feierte mit ihrem neuem Stück „Willkommen“ Premiere in der Stadthalle Hofgeismar. Geboten wurde eine Komödie, die die Frage stellte: Wo hört Gastfreundlichkeit auf und wo beginnt Rassismus?

Drei Frauen und zwei Männer bewohnen zusammen eine WG. Jeder hat sein Leben, einige Überschneidungen – wenn nicht sogar Affären – gab es. Aber im Großen und Ganzen lebt man ganz entspannt zusammen, spielt gelegentlich gemeinsam eine Partie Tischtennis.

Die WG-Idylle wird aus ihrer Ruhe gerissen, als Benny seinen Mitbewohnern eröffnet, sein Zimmer für ein Jahr an Flüchtlinge zwischenvermieten zu wollen.

Schnell bilden sich Fronten für und wider diese Idee. Vorurteile werden laut, Masken fallen, Emotionen kochen hoch. Während die einen sich ein älteres syrisches Ehepaar sehr gut vorstellen könnten, wird ein junger männlicher Araber von Doro (Christina Neubacher) kategorisch abgelehnt: „Ich hasse jede Form von Intoleranz“, erklärt sie – und bezieht sich auf die angebliche Missachtung arabischer Männer Frauen gegenüber.

„Draußen bin ich tolerant, aber hier bin ich Zuhause. […] Ich will mir in dieser Wohnung darüber keinen Kopf machen.“

Geschickt wird in dem Stück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz unter der Regie von Brunhild Falkenstein mit den unterschwelligen Aussagen „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“ und „Ich bin kein Rassist, aber…“ gespielt. Wo werden ganz normale Bedenken einem neuen Mitbewohner gegenüber von fremdenfeindlichen Vorurteilen abgelöst?

Eine überraschende Wendung nimmt das Stück, als der neue Freund von Anna (Larissa Löber) als möglicher Mitbewohner ins Gespräch gebracht wird. Achmed entspricht so gar nicht den Vorurteilen der WG-Bewohner, womit sie aber auch nicht umgehen können. Er durchschaut ihre Fassaden, hält ihnen den Spiegel vor und fordert klare Aussagen.

In der ersten Hälfte des Theaterstücks stehen die ernsteren Töne im Vordergrund, sodass der Zuschauer sich manchmal fragen mag, ob er wirklich in einer Komödie ist. In der zweiten Hälfte der Aufführung nehmen Geschwindigkeit und Humor deutlich an Fahrt auf.

Die Charaktere werden von ihren Darstellern einfühlsam wiedergegeben, vor allem das Minenspiel von Sophie (Petra Krüger) sprach manchmal Bände.

Langer Applaus belohnte alle Mitwirkenden auf und hinter der Bühne.