Es ist ein anspruchsvolles Stück „Der Gott des Gemetzels“ von Yasmina Reza, das sowohl der Regie als auch den Schauspielern alles abverlangt, um die schnellen pointenreichen Dialoge punktgenau in Szene zu setzen.
Zum Inhalt:
Zwei Paare prallen in dieser bitterbösen Gesellschaftskomödie aufeinander:
Das Ehepaar Houillé
Michel, ein Verkäufer von Haushaltswaren und
Veronique, Halbtagsangestellte in einer Buchhandlung und Schriftstellerin
sowie das Ehepaar Reille
Alain, Pharma-Anwalt und
Annett, Vermögensberaterin
Beide treffen sich zum Gespräch, weil sich ihre beiden elfjährigen Söhne geprügelt haben. Bei dieser Auseinandersetzung schlug Ferdinand Reille seinem Mitschüler Bruno Houillé, bewaffnet mit einem Stock, zwei Zähne aus. Die Erwachsenen wollen nun die Schuldfrage klären und zu einer vernünftigen und für beide Seiten einvernehmlichen Lösung kommen. Doch sofort treten die ersten Differenzen zutage, wird um die richtige und treffende Wortwahl gefeilscht.
Zivilisierter Umgang miteinander gerät zur Farce
Es dauert nicht lange, dann wird aus diesem harmlosen Treffen und der Beherrschung der Kunst des zivilisierten Umgangs miteinander ein Kampf gegeneinander. Es brodelt vor unterdrückten Emotionen und die dünne Fassade aus Benimmregeln, Höflichkeit und respektvollem Umgang beginnt zu bröckeln. Innerhalb kürzester Zeit lassen die vier Protagonisten ihre gutbürgerlichen Masken fallen. Dahinter kommen die wahren Gesichter zum Vorschein. Es ist ein Tanz auf dem Vulkan. Kaum hat sich die Situation beruhigt, erfolgt der nächste Ausbruch.
Wilde Turbulenzen und sich verändernde Fronten
Erfolgt der Schlagabtausch zunächst nur in Worten, artet er unter dem Einfluss von Alkohol schon bald in Handgreiflichkeiten aus. Wie bei einem Dammbruch entladen sich die in jahrelanger Ehe aufgestauten Emotionen, unterdrückten Streitigkeiten und gegenseitig zugefügten Verletzungen. Dabei verlaufen die Fronten ständig wechselnd: mal Paar gegen Paar, mal Männer gegen Frauen, mal jeder gegen jeden. Am Ende sind alle erschöpft, ratlos, beschämt und kein bisschen klüger.
„Der Gott des Gemetzels“ ist ein Feuerwerk der Dialoge, das dem Zuschauer den Atem raubt, während ihm gleichzeitig das Lachen im Halse stecken bleibt.